„Die porta-bandeira trägt eine schwere Verantwortung. Ihr Auftritt wird unabhängig vom Gesamteindruck, den ihre Sambaschule macht, beim Wettbewerb der Sambaschulen bewertet. Ein Punkt zu wenig kann ausschlaggebend für die Endplazierung der Sambaschule sein, Freude und Verzweiflung liegen knapp nebeneinander. "Verzweifelt über die Möglichkeit, den Verlust des Sieges der [Sambaschule] Salgueiro zu verursachen, weil sie während des desfile vor einem Juror gestolpert war, enthüllte die porta-bandeira Taninha gestern, daß sie am Karnevalsdienstag einen Selbstmordversuch verübte. Gestern, wiederhergestellt, bereitete sie sich auf das desfile der Siegerinnen vor."
„Der barracão, die Werkstätte der Sambaschule. In dieser Traumfabrik wird das ganze Jahr hindurch "Karneval gemacht", werden Kostüme und allegorische Wägen entworfen und hergestellt aus Eisen, Holz, Papier, Styropor, Glasfasern, Schaumgummi, Plastik, Stoff, Federn und Farben. Nicht nur die Materialien kosten Milliarden Cruzeiros, auch die Arbeitskräfte wollen verpflegt und bezahlt sein. Die Chefschneiderin bespricht mit ihren Assistentinnen, wie die letzten gefärbten und gebogenen Straußenfedern auf den Saum des Kostüms der porta-bandeira, der Fahnenträgerin, aufgenäht werden sollen. Hunderte Stunden Handarbeit werden in dieser Robe stecken, bevor die porta-bandeira der Sambaschule sie beim desfile (umzugsähnliche Präsentation der Sambaschulen) zirka 20 Minuten lang zum Schwingen bringen wird. Danach bleibt das Kostüm Patrimonium der Sambaschule und kommt vielleicht noch einige Male bei Shows zu Ehren, während die Schneiderinnen bereits mit dem nächsten Karneval beschäftigt sind, bei dem die porta-bandeira ein neues Kostüm tragen wird. Um porta-bandeira zu werden, muß ein Mädchen nicht nur gut aussehen, sondern auch das ganze Jahr hindurch hart trainieren.“