Keine guten Signale kommen dieser Tage aus Brüssel. Die Initiative Pro Rheintal, die im Vorfeld zum jüngsten Treffen in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung versucht hatte, mit ihren Ansprech¬partnern dort eine Zusammenkunft zu vereinbaren, wurde an den Chef der Verkehrskommission, Generaldirektor Zoltan Kazatsay, verwiesen. „Dieser sorgt sich mehr um die Ziele seiner Verkehrslobby als um die Menschen hier im Mittelrheintal“, sagt Frank Gross, Sprecher und 1. Vorsitzender des Bürgernetzwerks Pro Rheintal. Die EU hatte zuletzt auch die Teilnah¬me am Internationalen Bahnlärm-Kongress in Boppard abgesagt, was nach Aussage von Gross „unter einem solchen Chef nicht wundert“. Gross sieht die repräsentative Demokratie in der Sackgasse, weil insbesondere auch in Brüssel die Industrie mit starken Lobbyisten die Politik Europas beeinflusse, während die Bürger so gut wie keine eigene Lobby dort hätten. Es gäbe mittlerweile Abgeordnete im Euro¬päschen Parlament, die eine Bürgerlobby forderten, weil sie die Missstände erkannt hätten.
Gross korrigierte die Aussage des DB-Konzernbevollmächtigten für EU-Angelegenheiten, Joachim Fried, der beim Treffen in Brüssel angekündigt hatte, dass demnächst Züge im 4-Minuten-Takt durchs Rheintal rollten: „Entweder hat er lediglich die Güterzüge gemeint oder nur von einer Rheinseite gesprochen“, so der Pro-Rheintal-Vorsitzende. Bei der Bahn und in Brüssel habe man offenbar bis heute nicht begriffen, dass im engen Mittelrheintal mit insgesamt 4 Trassen die Lärmbelastung von beiden Seiten ausgehe, die fast gleichlaut zu hören seien. Schon heute sei man mit fast 500 Zügen bei einem 3-Minuten-Takt angekommen und der Güterverkehr werde in Zukunft noch weiter zunehmen. Dabei spiele die Fertigstellung der neuen Alpentrans¬versale mit dem Gotthardtunnel ebenso eine Rolle wie die zunehmenden Verkehre aus dem Balkan, Griechenland und der Türkei, die durch das Nadelöhr Mittelrheintal gezwängt werden müssten. Auch aus England, so berichteten die Verkehrsexperten von Vieregg-Rößler, sei zusätzlicher Verkehr zu erwarten. Denn dem¬nächst würden nicht nur ICEs, sondern vermehrt auch Güterzüge den Eurotunnel nutzen, um über Aachen die Rheintalstrecke zusätzlich zu belasten.
„Da ist dann Schluss mit Urlaub und Leben im Rheintal“, sagt Gross. Damit verbunden sieht er auch große Gefahren für den Welterbetitel. ICOMOS und die UNESCO-Kommission würden auf Dauer kein Welterbe anerkennen, in dem kaum noch einer lebt und Häuser und Städte verfallen. Pro Rheintal will deshalb im kommenden Jahr im inzwischen europäisch aufgestellten Netzwerk massiv für die Schön¬heit des Oberen Mittelrheintals werben, um so in Berlin und in Brüssel vielleicht doch noch den ein oder anderen Freund zu finden, der hilft, dieses Rheintal als Kulturstätte der europäischen Geschichte und Identitätssymbol eines freundlichen Deutschlands zu retten.
Richtig gut gemacht, jetzt kann man nur hoffen, dass genügend Leute sich hierüber Gedanken machen. Ein wunderbarer Gedanke "Güterzüge raus aus dem Rheintal" Nochmal ein ganz dickes Lob für diese Seite. Weiter so!!!
Erwin
(
gelöscht
)
Beiträge:
15.12.2010 19:08
#10 RE: ...ein Welterbe wird zerstört...im 3 Minuten-Takt